Dorstener Arbeitnehmerempfang 2024

Im Bürgerbahnhof Dorsten dreht sich bei der Podiumsdiskussion alles um das Thema soziale Gerechtigkeit. Auch Bürgermeister Tobias Stockhoff und Sozialpfarrer Dr. Hans Hubbertz sprechen

BildStadt Dorsten
Das Motto des Deutschen Gewerkschaftsbunds DGB für den 1. Mai 2024: Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit. Nach der Veranstaltung im Bürgerbahnhof stellten sich die Teilnehmer der Podiumsdiskusion und einige Gäste der Veranstaltung zu einem Gruppenbild auf.

„Gemeinsam für soziale Gerechtigkeit – Gestalte die Zukunft mit“ war der Leitgedanke des Dorstener Arbeitnehmerempfangs, zu dem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE), die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), die Industriegewerkschaft Metall (IGM), die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten, die komba gewerkschaft, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Sonntag (28. April) in den Bürgerbahnhof Dorsten eingeladen hatten.

Hugo Bechter (KAB) begrüßte die 50 Gäste pünktlich um elf Uhr herzlich in den Räumlichkeiten des Bürgerbahnhofs Dorsten und berichtete über die Entstehung der Dorstener Arbeit und über die Geschichte des Bürgerbahnhofs, den er „ein Schmuckstück“ nannte, die Bahnhofsfamilie und die Radstation. „Wir sind heute an einem Ort, der das realisiert, was heute Thema unseres Arbeitnehmerempfangs ist“, sagte er.

Bürgermeister Tobias Stockhoff fand ebenfalls einleitende Worte, bevor die Podiumsdiskussion unter der Leitung von Mark Rosendahl (DGB), Geschäftsführer DGB Region Emscher-Lippe, begann.

Tobias Stockhoff thematisierte den Fachkräftemangel und dessen Folgen. Er wies darauf hin, dass rund eine Million Menschen in Deutschland jährlich aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, während nur 700.000 Menschen nachkommen. Nicht nur aus diesem Grund könne die Gesellschaft auf keinen Menschen verzichten. Der Bürgermeister sagte auch: „Durch soziale Ungleichheit ist der soziale Frieden gefährdet.“ Gemeinschaftliche Problemlösungen, so Tobias Stockhoff, würden aber auch immer Chancen bieten. So sehe er als „Chancengemeinschaft“ viel Potenzial für die Zukunft.

Um Themen wie Tariftreue, die Inflation, den Ukraine-Krieg, Integration, Inklusion und den Klimawandel ging es dann in der Podiumsdiskussion, zu der Moderator Marc Rosendahl vier Gäste begrüßte: Dietmar Steuer (Vertreter des Dorstener Stadtdialogs), Wolfgang Kollek (KAB), Christian Hülsmann (ver.di) und André Sänger (komba und Vorsitzender des Personalrats der Stadt Dorsten).

Christian Hülsmann wies gleich zu Beginn darauf hin, dass es manchmal schwer sei, Kollegen zu erklären, dass es sinnvoll ist, arbeiten zu gehen. „Der finanzielle Unterschied zum Bürgergeld ist einfach zu gering“, sagte er. Moderator Mark Rosendahl und die vier Gäste auf dem Podium waren sich einig: „Unser Herz brennt für die Menschen, die in dieser Situation sind.“

Dietmar Steuer berichtete von einer seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten: einer Frühstücksrunde, an der überwiegend ältere Menschen aus dem Ellerbruch-Quartier in Hervest teilnehmen. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sagte der Vertreter des Dorstener Stadtdialogs, hätten große Existenzsorgen und würden davon immer wieder berichten. „Es gilt, Armut und Angst zwingend zu verhindern“, forderte er.

André Sänger äußerte sich u.a. zu den Themen Inklusion und Integration und nannte positive Beispiele aus Dorsten, so etwa die Dorstener Arbeit. Der Vorsitzende des Personalrates der Stadt Dorsten sieht seinen Arbeitgeber als „sozialen Arbeitgeber“ - gewiss ein Vorteil des öffentlichen Dienstes. André Sänger berichtete aber auch über den Fachkräftemangel, den die Stadt Dorsten ebenso spüre, über die Herausforderung, Stellen überhaupt besetzen zu können – etwa im Bereich des Ingenieurwesens oder im Erziehungsbereich.

Zum Themenschwerpunkt Integration hat Wolfgang Kollek eine klare Meinung: „Integration geht nur über die Sprache“, sagte er und forderte Menschen auf, sich zu engagieren, in dem sie zum Beispiel Sprachkurse geben. „Es finden sich leider zu wenige Menschen, die bereit sind, anderen ihre Sprache beizubringen“, sagte er. Wolfgang Kollek sagte auch, dass er eine große Gefahr sehe, wenn „wir immer weiter auseinanderdriften – nach links und rechts.“

Dr. Hans Hubbertz, Pfarrer im Ev. Kirchenkreis Gladbeck, Bottrop und Dorsten, hielt nach der gut dreiviertelstündigen Podiumsdiskussion das Schlusswort und verwies darauf, dass es wichtig sei, dass diejenigen, die auf Spaltung aus sind, nicht die Oberhand gewinnen. „Diejenigen Menschen, die aus Konflikten Honig saugen“, sagte er. Zum Abschluss verwies er auf den schottischen Moralphilosophen und Begründer der klassischen Nationalökonomie Adam Smith und das Phänomen der „Unsichtbaren Hand“, bei dem aus der Verfolgung des Eigeninteresses Harmonie in Wirtschaft und Gesellschaft entsteht und somit der Wohlstand steigt.

Musikalisch begleitet wurde der Dorstener Arbeitnehmerempfang erneut von Rainer Migenda. Der Musiker aus Hamminkeln hatte passend zu den interessanten Themen an diesem Sonntagvormittag u.a. das Lied „Ich glaube“ von Udo Jürgens ausgewählt, in dem es heißt: „Ich glaube, diese Welt müsste groß genug, weit genug, reich genug für uns alle sein. Ich glaube, dieses Leben ist schön genug, bunt genug, Grund genug, sich daran zu erfreuen.“

Alle weiteren Infos zum Dorstener Stadtdialog für Menschenwürde, Demokratie und Respekt: www.dorsten.de/stadtdialog.

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